Kiebitze in Haan – wie lange noch?

Wenn Kiebitze wählen könnten, wo würden die Haaner Kiebitze wohl ihre Kreuzchen machen? Bei den etablierten Parteien CDU, SPD und FDP ganz sicher nicht, denn diese haben in den letzten Jahren nichts unversucht gelassen, ihnen die Brutplätze wegzunehmen. Im wilden Rennen um die Ansiedelung von Unternehmen wurde der beste Brutplatz der Umgebung, die Fläche zwischen Krieckhausen und der Millrather/Gruitener Straße in Gruiten, in ein Gewerbegebiet verwandelt. Dabei agierten Stadt und Kreis Hand in Hand, kein Wunder, unterstand duch die Untere Landschaftsbehörde, eigentlich zuständig für den Schutz der gefährdeten Brutvogelarten, in dieser Zeit der Wirtschaftsförderung des Kreises. Da wurde nach Kräften getrickst, um die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsregelungen auszuhebeln und zu umgehen, und die Landwirtschaft, vertreten durch ihren verlängerten Arm, die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, die machte natürlich mit. Dafür gäbe es von Kiebitz, Schafstelze und Feldlerche bestimmt nicht noch Applaus.
Nun haben wir aber in Nordrhein-Westfalen ein mit Grünen besetztes Umweltministerium, eine breit verkaufte Biodiversitätsstrategie, der zuständige Umweltstaatssekretär wohnt ein paar Steinwürfe hinter der Stadtgrenze, und der Leiter der Abteilung Naturschutz im Umweltministerium ist erstens ein Haaner und zweitens ein guter Ornithologe. Da sollte man doch eigentlich denken: Die machen was!
Denkste, Irrtum, sie machen genau das Gegenteil, das würden sich die Haaner Kiebitze denken, wenn sie denn lesen könnten, den neuesten Runderlass des Ministeriums zum Kiebitzschutz nämlich. Denn da steht drin, dass außerhalb einer sogenannten „Förderkulisse“ Maßnahmen zum Schutz des Kiebitz im Maisanbau in einem ganzen Haufen Landkreise durchgeführt werden dürfen. Im gesaamten Kreis Mettmann und damit auf Haaner Gemarkung aber leider eben genau nicht!
Der Runderlass bedeutet konkret, dass da, wo die Bestände des Kiebitz in den letzten Jahren am gravierendsten zusammengebrochen sind, in den höheren Lagen nämlich, und in den Randgebieten der Verbreitung, kein Fördergeld aus dem Ministeriumstopf zur Verfügung steht. Das Ministerium bittet aber gleichzeitig darum, „in den Brutgebieten des Kiebitz für diese Verträge intensiv zu werben„.
Die einfachste Form der rhetorischen Ironie besteht darin, das Gegenteil dessen zu sagen, was man meint. Um es mit Berthold Brecht zu sagen: „Die Kiebitze haben das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löschte die Kiebitze aus wählte sich ein anderes Betätigungsfeld?“.
Die Kiebitze setzen derweil ein deutliches Signal, was sie von der ganzen Sache halten: