35 Jahre Amphibienschutz im Bereich Hahnenfurter Weg / Hermgesberg
- Christiane Schmitt
- 10 Mai 2025
Rückblick – Entwicklung der Individuenzahlen- diesjährige Ergebnisse – Ausblick
Als das Krötenschutzteam der AGNU Haan e.V. am 22. Februar 2025 eine Woche früher als in allen Jahren zuvor den Krötenzaun aufstellte, weil die Wetterlage (Regen und Temperaturen über 5° C) den Start der Krötensaison vermuten ließ, hofften wir auf bessere Zahlen als in den Jahren zuvor. Aber dann kamen die trockenen und sonnigen Wochen (9 Regentage und 51 trockene sonnige Tage, an denen die Zäune standen) mit kalten, teils frostigen Nächten und die Eimer blieben erschreckend oft leer. Wenige Molche (Berg- und Teichmolch) ein einziger Grasfrosch und nur noch 56 Kröten fanden sich in den Eimern am Hahnenfurter Weg bzw. am Reiterhof Hermgesberg ein.
Hier die genauen Daten:

Seit 1988 kümmert sich die AGNU um den Krötenschutz, damals noch im Bereich Pütt/Schönholz, wo auch ein Zaun aufgestellt wurde.
Schon 1987 war Beate Wolfermann angesprochen worden, ob sie zur Mithilfe bei der Krötenrettung im Bereich Hahnenfurter Weg sowie am Reiterhof Hermgesberg bereit wäre, wo eine massive Krötenwanderung mit vielen totgefahrenen Exemplaren gemeldet wurde trotz der vielen Helfer, meist Zivildienstleistende aus Wuppertal, die die Tiere einsammelten und über die Straße trugen. Als die Zivis sich dann immer mehr von dieser Aufgabe zurückzogen, lag die Organisation des Amphibienschutzes ab 1990 in Beates Händen.
Die Situation am Hahnenfurter Weg, über den die Kröten aus dem Osterholz wanderten, war schwierig, zwar gab es eine Geschwindigkeitsbegrenzung und die Helfer sprachen Autofahrer an und baten um Rücksichtnahme, viele hielten sich aber nicht daran. Darum stellte die AGNU am 11.3.1991 den Bürgerantrag, den Hahnenfurter Weg von Mitte Februar bis Mitte April von abends 19.00 Uhr bis morgens um 7:00 Uhr zu sperren.
Während am Schloss Casparsbroich und am Pütt die Straßen während der Wanderzeit also schon länger gesperrt waren, wurde im Jahr 1992 auch der Hahnenfurter Weg nachts für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Die Zufahrt zum Reiterhof – hier überquerten die Amphibien aus dem Bereich Grube 7 den Weg – konnte jedoch nicht gesperrt werden, so dass die AGNU entschied, hier einen Krötenzaun aufzustellen, was ab Anfang März 1990 bis 2025 jährlich für ein paar Wochen bis Mitte April erfolgte.
Der Experte Andreas Förster konnte durch seine motivierenden Diavorträge in verschiedenen Grundschulen und an der Realschule ganze Schulklassen davon überzeugen, beim Zaunaufbau mitzuhelfen. Als Belohnung gab es einen Imbiss aus Kuchen und Getränken. Viele Kinder waren auch abends mit ihren Eltern und mit Taschenlampen und Eimern bewaffnet dabei, um die Kröten aus den Eimern zu holen und zum Laichgewässer zu bringen. Oft waren die Eimer übervoll mit Tieren und man musste aufpassen, dass sie nicht über den Eimerrand fielen.


Ab dem Jahr 1998 wurde von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann auch am Hahnenfurter Weg ein Krötenzaun errichtet, der ebenfalls von AGNU-Helfern kontrolliert werden musste. Bis zum Jahr 2022 war Helga Keikut maßgeblich an der Kontrolle der Eimer und der Erstellung der Statistiken beteiligt.
Zum Kröten-Kontrollteam gehörte seit 2014 auch die Waldgruppe des ev. Ref. Kindergartens Gruiten-Schöller noch unter der Leitung von Beate Wolfermann. In den letzten Jahren haben sogar alle 6 Gruppen des Kindergartens mitgemacht. Als die Zahlen im letzten Jahr in den Keller gingen, war es für die Kinder zu enttäuschend und die Erzieherinnen sagten ihre Teilnahme für 2025 ab.
Seit 2022 kümmert sich das „Krötenteam“ der AGNU Haan e.V. unter der Leitung von Conny Heckermann um Zaunaufbau, Organisation und Statistik.
Die Zahlen der geretteten Amphibien schwankten im Laufe der 25 Jahre, aber im Jahr 2000 konnte nochmals ein Rekord verzeichnet werden: 2600 gerettete Kröten. 2005 waren es noch 1900 Exemplare.
Die folgende Graphik zeigt die gravierende Abnahme der Individuenzahlen seit den 2000er Jahren:

Folgende Ursachen des Rückgangs wurden im Team erörtert:
Krötensterben im Gebiet Hahnenfurther Weg
Ausgeschlossene Ursachen
- Fische im Teich: Wurde 2024 durch Ausbringen einer Reuse ausgeschlossen.
- Waschbären: Es wurden in den letzten Jahren nur wenige Opfer am Teich gesichtet.
- Flächenverbrauch Steinbruch: Dann würden die Zahlen am Reithof nicht genauso stark gesunken sein.
- Landwirtschaft: Keine Veränderung bekannt.
Allgemeine Ursachen
- Zu warme Winter bewirken ein zu schnelles Aufbrauchen der Energiereserven und Anfälligkeit gegenüber plötzlichen Frösten.
- Zu trockene Sommer
- Chytridpilz
- Insektensterben
- Landwirtschaft
Mögliche Ursachen an unserem Teich
- Gänse
- Beschattung durch Sternmoos
- Besseres Alternativgewässer
- Es ist seit Jahren kaum Laich zu sehen
Nach dieser enttäuschenden Saison stellt sich uns die Frage:
Ist die Population aller Amphibien in diesem Bereich zusammengebrochen, da wir auch keinen Laich feststellen konnten und somit auch nicht mit einer Erholung der Bestände zu rechnen ist? Ist es unter diesem Aspekt sinnvoll, überhaupt noch die Zäune im nächsten Jahr zu errichten?
Das Kernteam hat entschieden, dass wir den Zaun nächstes Jahr aufgrund der weiterhin geringen Zahlen nicht aufstellen werden. Wir gehen erstmal in Beobachtungsstellung.
Christiane Schmitt