Orchidee des Jahres 2023

Orchidee des Jahres 2023

Orchidee des Jahres 2023 

Herzblättriges Zweiblatt (Neottia cordata)

Bis 2003 bekannt als Listera cordata, nach Martin Lister, der Mitte des 17.
Jahrhunderts Naturforscher und Leibarzt der englischen Königin Anna war.

Jürgen Jaeger

Das Herzblättrige oder Kleine Zweiblatt wurde vom Arbeitskreis Heimischer
Orchideen, kurz AHO, zur Orchidee des Jahres 2023 gewählt, weil die Art sehr stark
rückläufig ist. In ganz Deutschland ist sie gefährdet, in NRW vom Aussterben
bedroht. Hier gibt es nur noch ein Vorkommen im Kreis Olpe.

Die Lebensräume dieser Orchideen sind bevorzugt Fichtenwälder mit moosüber-
wachsenen, sauren, kalk- und nährstoffarmen Böden und einer sehr hohen
Luftfeuchtigkeit, wie sie beispielsweise am Rande von Hochmooren zu finden ist. Da
aufgrund der Klimaveränderung das Waldsterben, insbesondere das der Nadelwälder,
immer weiter fortschreitet, wird es immer trockener. Das wird über kurz
oder lang zum endgültigen Verlust dieser Art und noch vieler anderen führen, da wir
gegen die mikroklimatischen Veränderungen keine Möglichkeiten zur
Gegensteuerung haben.

Die Orchidee gehört zusammen mit ihren Schwestern, dem Großen Zweiblatt
(Neottia ovata) und der Vogel-Nestwurz (Neottia nidus avis) zur Familie der
Nestwurzen. Benannt nach den Wurzeln der Orchideen, die im Aussehen einem Nest
ähneln.

Schwester Nummer eins, das Große Zweiblatt kommt bei uns in Haan-Gruiten in
großer Anzahl vor. Auch diese Pflanze gedeiht besser an halbschattigen und
feuchten Standorten als an trockenen und sonnigen. Unser Biotop war früher dicht
mit Hängebirken (Betula pendula) bewachsen, die an einigen Stellen absterben. An
den Stellen, wo es keine Birken mehr gibt, werden die Zweiblätter immer
kleinwüchsiger und weniger. Die Population insgesamt bleibt stabil, verlagert sich
jedoch sichtbar in die schattigeren Bereiche des Biotopes.
Die dritte im Bunde, die Vogel-Nestwurz ist eine chlorophyllfreie Variante, ein
Vollparasit, der sich ausschließlich über Bodenpilze (Mykorrhiza) ernährt. Diese
Orchidee bevorzugt humusreiche Kalkbuchenwälder. Sie ist noch bei unseren
Nachbarn in Wülfraht im NSG Schlupkothen zu finden, leider mit abnehmender
Tendenz.

Bild links:     Peter M. Dziuk, Herzblättriges Zweiblatt
Bild Mitte:    Jürgen Jaeger, Großes Zweiblatt
Bild rechts:   Thomas Ripplinger, Vogelnestwurz

Herzblättriges Zweiblatt
Großes Zweiblatt
Vogelnestwurz

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