Abschied von Hans

Schon als junger Mann spielte der Naturschutz eine wichtige Rolle in seinem Leben, insbesondere die Erhaltung und Pflege der Lebensräume für Pflanzen, Insekten, Amphibien und der Vögel, geleitete ihn durch sein Leben. Sein wichtigstes Anliegen bei allen Natur- und Umweltaufgaben war die Nachhaltigkeit, die zur Sicherung der Lebensqualität für hoffentlich noch viele Generationen reichen wird. Der Umwelt zur Liebe war er sich nicht zu schade, den Müll anderer Leute aufzusammeln und zu entsorgen.

Schon vor mehr als 40 Jahren wurde Hans zum Landschaftswart im Kreis Mettmann für den Bezirk Gruiten bestellt. (Heute nennt sich das Naturschutzwacht). Gewissenhaft hat er diese Aufgabe wahrgenommen und dabei sich nicht nur Freunde gemacht. Unermüdlich hat er darauf geachtet, dass der Natur kein Schaden zugefügt wurde, die Mitbürger über ihr Fehlverhalten aufgeklärt und durchaus auch mit der Verwaltung so manchen Disput gehabt. Immer ging es um „seine“ Natur! Von Anbeginn war er bei der AGNU dabei. Die Gemeinschaft war ihm immer wichtig, sei es bei Arbeitseinsätzen, Wanderungen oder auch um uns ständig zu erinnern, dass wir nicht aufgeben dürfen.

Die Aufzählung aller Aufgaben und Arbeitseinsätze, die Hans durchgeführt hat, würde ein ganzes Buch füllen. Deshalb sagen wir, deine AGNU-Freundinnen und Freunde: 

DANKE Hans!

Sonntagmittag während des Dorffests. Das Auto auf der Sinterstraße geparkt, an der Düssel am Garten von Hans vorbeigelaufen. Unten in der Düssel liegt ein großer, leerer Mayonnaise-Eimer. Soll ich da hinunterkrabbeln? Auf der neuen Brücke einen Blick hinunter in die Düssel. Dort liegen einige Glasflaschen – ach, das wird der Hans gleich Montag machen!

Leider nicht mehr, wer wird künftig in Gruiten aufräumen?

Hans, wie oft habe ich Dich belächelt, wenn Du Dich für jedes kleine Papierchen gebückt hast. Du warst am Ende des Dorffestes nicht mehr da. Wir haben für Dich aufgeräumt. Niemand im Dorf soll sagen können, dass der Stand vom Hans Müll hinterlassen hat!

Dein Gedicht vom Marjellchen in Ostpreußisch wird uns fehlen! – Sven

Die roten Porphyrfelsen von Arbatax

Gerne ist Hans mit seiner Frau Ulrike gereist. Oft waren es Busreisen.

2018 hatten wir zufällig die gleiche Busreise wie Friebes gebucht. Ziel war diesmal Sardinien. Wie immer galt auch hier sein Interesse der Natur und dem Umweltschutz vor Ort. – Christiane

Es ist so ein Riesenverlust, den die Gemeinschaft durch seinen Tod erfährt.

Wenn ich an Hans denke, sehe ich einen aktiven, zugewandten Menschen vor mir. 

Er hat mich immer mit Freuden empfangen, auch wenn ich lange nicht da war. Ich fühlte mich sofort wieder aufgenommen. Sein Witz und seine Ruppigkeit waren absolut authentisch. Und so auch seine Wut und seine Trauer über die Misshandlung der Natur und oft über die diesbezügliche Dummheit der Menschen. Er schaute über den Tellerrand und begeisterte sich auch für die Natur und die Kultur anderer Länder. Unvergessen seine Rezitierung der Made! Für mich war Hans wirklich einer von den guten Menschen auf dieser Welt. Das kann ich wirklich so sagen. – Konni

Ein typisches Bild: Hans in seiner uns allen vertrauten Arbeitskleidung, grüne Latzhose und gelbe Gummistiefel.

In den letzten Jahren habe ich zahlreiche Arbeitseinsätze zur Pflege der Umwelt im Raum Gruiten gemeinsam mit und angeregt von  Hans Friebe durchgeführt.  Einige davon sind mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Dazu gehört vor allem der Einsatz am 3. und 4. August 2021 zur Beseitigung des infolge der großen Flut angeschwemmten Unrates düsselabwärts hinter Gruiten. Es war einer der aufwändigsten Einsätze, an denen ich teilgenommen habe. Mehrere Biergartenbänke und auch Tische hatten sich am Ufer der Düssel verkeilt. Abgetriebene Mülltonnen eigneten sich, soweit sie leer waren, zur Aufnahme von kleinerem Treibgut. Viele Gegenstände wie Stühle, Holzgitter, Balken und Bretter waren von den Wassermassen zu Sperrmüll verarbeitet worden. Ein großes weißes Kunststoffschaf dagegen hatte die Strapazen fast unversehrt überstanden. Blumentöpfe und Kehrschaufeln fanden sich reichlich. Das Wasser hatte nichts ausgelassen, was ihm den Weg versperrt hatte. Gegen Mittag wurde ich dann zur Stärkung von Ulrike Friebe  zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen.

Ein weiterer bemerkenswerter Einsatz mit Hans war im Frühjahr des Jahres 2023 die Schlammschlacht am Biotop an der Waage. Zunächst mussten Sträucher und kleine Bäume mit Astschere und Säge entfernt werden. Dann ging es ans Entschlammen. Soweit wie möglich wurden Wurzeln entfernt. Diese Tätigkeiten zogen sich über mehrere halbe Tage hin.

Interessant waren bei den gemeinsamen Einsätzen mit Hans immer die Gespräche, die sich bei diesen Tätigkeiten mit vorbei kommenden Personen ergaben. Viele von ihnen kannten Hans bereits.  Aber Fremde, die neugierig und nicht abweisend unsere Arbeit betrachteten, wurden von Hans gleich in ein Gespräch verwickelt um aufzuzeigen, wie wichtig unser Tun für die Umwelt war und auf welch verhängnisvollem Pfad die Menschheit wandelt. Hans Friebe hatte in dieser Hinsicht eine missionarische Ader. Es war ihm ein inneres Bedürfnis, der einen oder anderen Person einen kleinen Anstoß zu geben, in Richtung Umwelt-und Naturschutz aufmerksamer zu werden. – Hans-Werner

Als ich am 20. Januar 2010 um die Grube 10 und an der Düssel entlang ging um Vögel, etc. zu fotografieren traf ich Hans, der schrecklich aufgeregt war. Er hatte nämlich einen aufgesägten Einbau-Panzerschrank in der Düssel gefunden. Polizei und Feuerwehr hat er dann mit meinem Mobiltelefon informiert, die dann auch bald erschienen und den Schrank aus der Düssel entfernten. Wie die Geschichte dann weiter ging, weiß ich nicht mehr. Es war aber so typisch für Hans: Er war immer unterwegs und leider auch oft erfolgreich bei der Suche nach Unrat in der Natur! Wer wird das jetzt fortsetzen? – Dick

Unser gemeinsamer Weg begann bei einem Arbeitseinsatz vor fünf Jahren in der Grube 7. Dort habe ich Hans als einen fröhlichen, aufgeschlossenen Menschen mit einem sehr ausgeprägten Gespür für „gut“ und „böse“, insbesondere im Umfeld des Naturschutzes, kennen und schätzen gelernt. Er liebte die ruhigen Arbeitseinsätze, die mit reiner Körperkraft, maximal mit einer Schere oder Hacke als Wergzeuge, bewältigt werden konnten. Laute Motorsägen und Freischneider waren nicht sein Ding und wurden nur in Ausnahmefällen, wo es nicht anders möglich war, toleriert.

Beispielsweise möchte ich an unseren letzten gemeinsamen Einsatz im Inneren der Grube 7, seinem Lieblingsort, erinnern. Dort haben wir kleine Birken, Kiefern und Pappelbüsche händisch herausgezogen und somit eine sehr schöne und offene Freifläche neben dem großen Teich geschaffen. Der Lohn für solche Arbeitseinsätze, eine riesige Blütenpracht von Flockenblumen, Feinstrahl und viele andere, wird bereits im Folgejahr sichtbar sein, so wie wir es von  früheren Einsätzen her kennen. Hans liebte solche Aufgaben. Während solcher Aktionen erzählte er viele spannende Geschichten, die er in seiner langjährigen  ehrenamtlichen Tätigkeit im Naturschutz erlebt hatte. Danke Hans, dass ich für ein paar Jahre dein Wegbegleiter sein durfte. – Jürgen 

Hans, aufgenommen bei seinem letzten Standdienst am Sonntag. Er verstarb am Montag, den 21. August 2023

Auch bei der Sanierung unseres Artenschutzturms in der Elp war Hans als pensionierter Malermeister tatkräftig dabei. Mit Hans über den richtigen Anstrich für unseren denkmalgeschützten Turm zu fachsimpeln konnte auch schon einmal eine Herausforderung sein, wir haben sie gemeistert. Ich werde Hans als Mensch mit Meinung in Erinnerung behalten und so konnte es bei der ein oder anderen Diskussion über die Natur und die Welt durchaus auch einmal „ruppig“ zugehen. Das Gute war: Danach, wenn es wieder um die gemeinsame Sache  -den Naturschutz-  ging, gab es nichts anderes als eine klasse Teamarbeit mit viel Spaß bei unseren Einsätzen, an die ich mich gerne zurückerinnern werde. Auf der Turmbaustelle war Hans im Malerteam bis auf der obersten Gerüstbohle unermüdlich im Einsatz, davon könnte sich manch Jüngerer eine Scheibe abschneiden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, unser Turm strahlt wieder in frischem Weiß, danke dafür. – Uwe

Hochmotiviert, authentisch, naturverbunden, selbstlos, engagiert, lebensfroh – Hansel

Ein Mensch mit vielen Talenten und der Vision von einer besseren Welt hinterlässt eine große Lücke in unserer Gemeinschaft. Ich kenne kaum einen derart engagierten Menschen, der mit so viel Herzblut für seine Vorstellungen einsteht. Für den ein oder anderen war er bestimmt etwas unbequem, aber mir und meiner Familie war er stets wohlgesonnen. Gemütlich haben wir an den warmen Tagen auf dem Hof gesessen bei hitzigen Diskussionen unter Männern,  Gesprächen über Mensch und Natur und beim Singen mit den Kindern. Immer wieder hat er uns eingeladen, ihn auf einer seiner Missionen im Dorf oder im Naturschutzgebiet zu begleiten. Wir haben Birken gezupft, Kröten geborgen, Bäume gepflanzt, Biotope gepflegt, Äpfel gesammelt und Dahlbeck für den guten Saft besucht, Sauerkraut angesetzt, Feste gefeiert, Nisthilfen für Insekten und Vögel gezimmert, Müll aufgehoben, Lebensweisheiten ausgetauscht, über Naturschutz philosophiert, die Wunder der Natur mit Herz und offenen Augen betrachtet und noch so einiges mehr.

Ich bin unglaublich traurig über die Nachricht seines Todes und denke an alle,  die ihm so viel näher gestanden haben als ich, die noch um ein vielfaches mehr trauern und fühle mit seiner Frau Ulrike und der Familie. Als ich die Nachricht über Hansels Tod bekam, war ich gerade im Wald unterwegs nach Hause.

Ich konnte es gar nicht so richtig glauben, wollte nicht wahrhaben, was nun alles auf einen Schlag hin vorbei sein soll und ließ meiner Trauer freien Lauf. Kurz vor der Schranke, die weiterhin ein Treffpunkt für die Einsätze in den Biotopen sein wird, stellte ich mir die Frage, wie er jetzt bloß einfach so weg sein kann und bekam die Antwort prompt eingegeben: „Ich bin genau hier“ und da erkannte ich bereits durch den Schleier der Trauer, wo Hansel überall zu finden ist: In jedem Blatt der Bäume, von denen er gerne jeden einzelnen erhalten wollte, in jedem Summen der Insekten, für die er an diversen Stellen für Nisthilfen gesorgt hat, in jedem Zwitschern der Vogelbrut, die in „seinen“ Nistkästen aufwächst, in jedem Stückchen Müll, das seinen Weg in den entsprechenden Eimer findet, in jedem Obst, das so köstlich frisch vom Baum oder Strauch schmeckt, in jedem Tropfen reinen Wassers, in jedem Atemzug frischer Luft, in jedem Kinderlachen auf dem schlafenden Riesen, in jedem Lied, das in Gemeinschaft gesungen wird (ob nun Großer Gott wir loben Dich auf seinen Dorfführungen in der Kirche oder lustige Volkslieder auf Feiern, die auch gerne mal selbstgedichtet wurden), in vielen Veranstaltungen, deren Mitinitiator er war, auf jedem Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad, in jedem seiner Mahn- und Kunstwerke, in jedem Menschen, den er für etwas begeistern konnte und in so vielem mehr. – Simone

Wir wissen, dass die Trauer Platz machen wird, für die Dankbarkeit für all das, was er uns hinterlassen hat. Wir wollen sein Werk und seine Mission weiterführen. Er wird uns trotzdem sehr fehlen. 

Deine Freunde von der AGNU Haan e.V.

Titelfoto: Stephan Köhlen, RP-Online – Die letzte Installation vor seinem Wohnhaus

Bilder und Textbeiträge dürfen nur nach Absprache mit der AGNU verwendet werden.

 

 

 

 

 

 

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