Vom Rasen zur Wildblumen-Oase

Vom Rasen zur Wildblumen-Oase

Vielleicht haben Sie es die letzten Sommer auch so erlebt. Man sprengt seinen Rasen währen der Hitzeperiode fast täglich, und trotzdem sieht er nach einigen Wochen ziemlich mitgenommen aus. Der Grund: Die Grassorten in den gängigen Regelsaatmischungen sind abhängig von viel Dünger und viel Wasser.

Nur so sind die Gräser in der Lage, alle anderen Pflanzen zu verdrängen. Man sieht jetzt nach einigen Hitzesommern immer mehr Rasenflächen, in denen diese Gräser gelitten haben. Vor allem bei älteren Rasen ergeben sich dann Lücken, die bald von ersten Pionieren wie Schafgarbe, Gänseblümchen, Vogelmiere oder Behaartem Schaumkraut genützt werden.

Das freut vor allem unsere Wildbienen. Die letzten drei Arten sind Frühblüher und blühen schon, wenn die ersten Wildbienen schlüpfen. Den Rasen neu einzusäen ist aufwendig und nicht nötig. Man kann diese Entwicklung zu einem farbenfrohen Blumenrasen auch unterstützen.

Das Gute ist: Für unsere einheimische Natur sind diese klimatischen Herausforderungen nichts Neues – sie hat dies über die Jahrtausende öfters erlebt und „gelernt“, damit umzugehen. Gebietsheimisches Saatgut – wie vom Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten (VWW) zertifiziert – hat deswegen wesentlich bessere Voraussetzungen. Dieses enthält nur Arten, die sich in unserer Region an die unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen angepasst haben.

Ein plattgemachter Maulwurfshügel ist eine gute Aussaatstelle. Auch eine kahle Stelle im Rasen. Oder Sie stechen ganz einfach ein Stück Rasen – z.B. 30 x 30 cm – aus und füllen es mit etwas Mutterboden auf. Oben auf ein feinkrümeliges Saatbeet säen Sie dies recht dicht (40 bis 50 Samen) mit einer Art von Wildblüten ein – jedoch keiner Samenmischung. Der Grund: die Konkurrenz innerhalb der eigenen Art ist deutlich geringer als die mit anderen Arten. So sind dann genügend Jungpflanzen da, die sich gegenseitig vor herandrängendem Graswuchs schützen können. Festklopfen des Bodens nicht vergessen: Blumensamen brauchen Bodenschluss, jedes Samenkorn sollte dicht von Erde umgeben sein. Die ersten 8 Wochen nicht austrocknen lassen!

Der Blumenrasen kann 8-15-mal jährlich nach Bedarf gemäht werden. Wenn die Fläche nur dreimal gemäht wird, entwickelt sie sich zur Blumenwiese – auch eine schöne Möglichkeit.

Abschnittsweise mähen, Mahdgut abräumen!

Schön für die Insekten ist es, wenn nur Teilbereiche der Blumenrasen gemäht werden, die nicht gemähten Flächen dann beim nächsten oder übernächsten Mal. So sind immer blühende Blumen vorhanden und kann jedes Mal eine neu geformte Blumeninsel entstehen. Das Mahdgut sollten Sie von der Fläche abräumen, so können Sie den Boden abmagern, was wiederum den Wildblumen gefällt. Bitte nicht kürzer als 8 cm mähen, um die bereits aufgelaufenen Wildblumen nicht zu beschädigen.

Die AG Natur und Umwelt e.V. Haan (AGNU) bietet wieder wie im vergangenen Jahr ein kostenloses Saatgut-Set von zertifiziertem regionalem Saatgut von einheimischen Wildpflanzen an, die sich in einem Blumenrasen wohl fühlen. Die Zusammenstellung ist nicht dieselbe wie im Vorjahr, so dass man sie auch als „Erweiterungsset“ nützen kann.

Eine Art, die neu im Paket ist, ist die Vogelwicke. Wie viele Schmetterlingsblütler ist sie beliebt bei Faltern, aber auch bei einigen auf Pollen von Schmetterlingsblütlern spezialisierten Wildbienen. Vielleicht besucht sogar die in NRW relativ seltene Mai-Langhornbiene Ihre Blumenrasen. Also Augen aufhalten!

Sie können ein Startpaket mit Saatgut von 9 Wiesenwildblumen (Wiesen-Margerite, -Storchschnabel, -Labkraut, Acker-Witwenblume, Kleiner Klappertopf, Moschus-Malve, Wirtgenes Labkraut, Gewöhnliche Schafgarbe und Vogelwicke) per E-Mail kostenlos bestellen: kiebitz-kompakt@AGNU-Haan.de . Wir schicken Ihnen dann ein Startpaket, solange der Vorrat reicht, mit weiteren Infos zu. Wir freuen uns über eine Spende.

Aussaatzeitraum und sonstige Tipps
Günstige Aussaatzeitpunkte sind Februar – Mai oder Ende August – Anfang Oktober (vorzugsweise bei feuchte Witterung). Das Saatgut wird auf das feinkrümelige Saatbeet nur obenauf gesät. Das erforderliche „Anklopfen“ (z.B. mit einer Schaufel) des Saatgutes sorgt für den benötigten Bodenkontakt und eine gleichmäßige Keimung. Bei Aussaat in trockenen Monaten sollte die ersten 8 Wochen jeden zweiten Tag gewässert werden.

Pflege
Gräser weiterhin kurz halten, bis die neu ausgesäten Stauden Rosetten gebildet haben. Anfang Mai des Folgejahres nochmals einen Pflegeschnitt durchführen. Erst jetzt wachsen und blühen lassen. Die Schnitthäufigket in den folgenden Jahren richtet sich nach Standort und gewünschten Pflanzenbestand. Eine Düngung sollte unterlassen werden. Je magerer der Boden, umso blütenreicher entwickeln sich die Wildblumen.

Autor: Joop van de Sande