Haaner Bachtal: Asphalt und Turngeräte für Senioren?

Glänzende Augen bekam die Haaner Verwaltung, als aus Düsseldorf die Zusage zu einem Zuschuss über 1,9 Millionen Euro für die „Sanierung“ des Bachtals erfolgte. Sanierung war aber eigentlich nicht das Thema, sondern Bildung und Begegnung .
Die Mittel für das Projekt stammen aus dem „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“, welches das Bundesbauministerium gemeinsam mit den Ländern gestartet hat. Im Fokus stehen – in allerfeinstem Behördendeutsch – „bauliche Maßnahmen zum Erhalt und zum Ausbau von sozialen Infrastruktureinrichtungen im Wohnumfeld“. Es sollen laut Ministerium „Räume für Bildung und Begegnung geschaffen werden, um vor Ort die Teilhabe und Integration aller Menschen unabhängig von ihrem Einkommen, ihrem Alter, ihrer Herkunft und Religion zu ermöglichen.“
Es gab vorab eine öffentliche Veranstaltung im Haaner Rathaus, mit reger Beteiligung der Bürger. Und dann entwickelte das Büro ST-Freiraum einen Plan. Dieser stand nun im Juni 2020 zur Abstimmung im Umweltausschuss der Stadt Haan, und die Abstimmung wurde gerade noch rechtzeitig wegen einiger Bedenken verschoben. Die Bedenken kamen im Vorfeld auch von der AGNU, obwohl die Pläne NICHT ÖFFENTLICH waren. Auch die Ratsmitglieder sollten abstimmen, ohne den Plan im Detail zu kennen!
Viele Dinge könnte man ausführen, die dem Plan entgegenstehen. Schließlich liegen Welten zwischen den Ausführungen des Planers und der Realität. Das Haaner Bachtal ist geprägt durch den tiefen Einschnitt des Haaner Bachs (der eigentlich nur ein Rinnsal ist) und durch die beiden Bereiche „oben“ und „unten“. Dazwischen liegen 38 Höhenmeter – also nicht so einfach zu bewältigen für Menschen mit Behinderung.
Die von dem Planer aufgeführte Barrierefreiheit besteht weder auf dem Weg von „unten“ nach „oben“ noch auf den Treppenzugängen. Zugänge sollen barrierefrei werden (toll), „sofern es die örtlichen Gegebenheiten zulassen“. Ach ja, da ist der Haken! Kurz zusammengefasst: An den Zugängen wird sich außer der nötigen Sanierung der Treppenanlagen fast nichts ändern. Rampen barrierefrei zu gestalten scheidet schon aus topografischen Gründen aus.

Großer Auftrieb bei der Ortsbesichtigung im Haaner Bachtal. Foto: Sylke Jacobs

Die Politik – im Wahlkampfmodus vor der Kommunalwahl am 13. September – hat das Thema aufgegriffen. Die AGNU durfte an einem Online-Meeting teilnehmen und auch da unsere Position vertreten. Ein Marktstand der CDU brachte wohl vor allem die Erkenntnis, dass die Bürger die vorgesehene Asphaltierung NICHT wollen. Zu einer Begehung des Bachtals auf Einladung der CDU kamen am 20. Juli 2020 rund 70 Menschen, die sich für den naturnahen Erhalt des Bachtals und gegen die Asphaltierung einsetzen!
Wie geht es weiter?
Wir hoffen, dass die vielen Anregungen – auch von der AGNU – bei der weiteren Planung berücksichtigt werden. So wünschen wir uns z.B. keinen technischen Spielplatz für die Kinder, sondern einen mit naturnahem Material wie z.B. im Neandertal. Keine Fünf Meter lange kommunikationsfeindliche Bänke,  und auch die Sportgeräte für die Jugend sind zu hinterfragen. Auf dem Acki oder an der Millrather Straße bei KRONENBERG/ AMADA kann man sehen, wie wenig Interesse solche Installationen finden! Nur weil ein Planer das modern und schön findet…? Und ob die Geräte für die Senioren großen Anklang finden? Vielleicht wird aus dem Haaner Bachtal noch der „Sunset Boulevard des Kreises Mettmann“ mit vielen kraftstrotzenden, glänzenden Oberkörpern und fitten Senioren?
Von der Verwaltung wünschen wir uns jetzt einen offenen Prozess. Die Bürger zeigen sich engagiert und sollten „mitgenommen“ werden. Vielleicht kann der „Neue“ Landschaftsplaner Jens Gabe ja andere Aspekte in der Zusammenarbeit setzen?